GERECHTIGKEIT

Norbert Blüm
ISBN-13: 978-3-451-05789
ISBN-10: 3-451-05789-1

 

Wer die Menschen nur als Kostenfaktor sieht, missachtet seine Würde. Auch in Zeiten der Globalisierung und knapper werdender Kassen, so Blüm, sind Menschenwürde und sozialer Zusammenhalt kein Klotz am Bein. In scharfer Auseinandersetzung auch mit den geistigen Fundamenten und mit der Realität des Kapitalismus klärt er aktuelle Fragen: Arbeit, Solidarsysteme, Globalisierung, Inspieriert von der christlichen Soziallehre - ein klärender Beitrag zur aktuellen Debatte. Und die Betonung eines Wertes, der zunehmend verloren zu gehen scheint. Die Frage nach der Gerechtigkeit ist nicht zufällig Ausgangspunkt der abendländischen Philosophie - und unserer Kultur. Norbert Blüm versteht es, sie aus abstrakten Formeln zu lösen und sie zurückzubinden an die Menschen, die Gerechtigkeit erfahren, nach ihr streben und denen sie enthalten wird. Ein notwendiges Buch für unsere politische Kultur und eine scharfe Auseinandersetzung mit Tendenzen, die eben diese Gerechtigkeit abschaffen wollen.

Der Autor

Norbert Blüm, Dr. phil., geb. 1935, Wekzeugmacherlehre, Studium u. a. der Germanistik und Philosophie, von 1972-2002 MdB, 1981-2000 Mitglied des Präsidiums der CDU, 1982-1998 Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung. Mitglied der IG Metall, amnesty international und der Kolpingfamilie. Zahlreiche Buchveröffentlichungen

Aus dem Inhalt:

Nackte Tatsachen

Zahlen erklären auch nicht die Welt, aber sie sparen viele Worte. Die Hitliste der Milliardäre, die das amerikanische Wirtschaftsmagazin "Forbes" jedes Jahr erstellt, hat auch 2006 einen kräftigen Zuwanderungsschub erhalten. 102 Namen sind im Club der Milliardäre hinzugekommen. 793 Millardäre auf der Welt stehen 3 Milliarden Menschen gegenüber, die mit weniger als 2 Dollar am Tag auskommen müssen, davon 1,3 Milliarden mit weniger als 1 Dollar pro Tag.

Ja, Milliarden als Besitz ist etwas anderes als Milliarden, die hungern. Milliarde ist nicht gleich Milliarde. " Die 38 reichsten Länder der Welt mit 1,2 Milliarden Einwohnern haben zusammengezählt ein Bruttoinlandsprodukt von 26,7 Billionen Dollar. die ärmeren Länder kommen mit 4,8 Billionen Dollar Bruttoinlandsprodukt aus, das sich 5,476 Millionen Menschen teilen.
Pro Tag ergibt das für die einen ein Durchschnittseinkommen von 60,96 Dollar und für die anderen von 2,40 Dollar. Auch hierzulande klafft ein Abstand zwischen Reich und Arm. Die Zahl der Millionäre hat noch nie so schnell zugenommen wie in den letzten Jahren. 1970 gab es 217.000 Einkommensmillionäre, heute gibt es über 1,5 Millionen.
Die 358 reichsten Familien besitzen die Hälfte des Weltvermögens. Die 500 größten Privatgesellschaften der Welt kontrollieren 52 Prozent des Weltsozielproduktes. Diese 500 Konzerne sind reicher als die 133 ärmsten Länder der Erde. Zwischen 1980 und 1995 erhöhte sich das Gesamtvermögen der 100 größten transnationalen Konzerne um 700 Prozent.

Die Zahlen sind zu Gunsten der Reichen und zum Nachteil der Armen eher geschönt. In die Durchschnittseinkommen der armen Länder gehen die Einkommen der dort lebenden Superreichen ein und erhöhen die Durchschnittsumme. Durchschnittsangaben sagen nichts über die Bandbreite der Angaben, deren arithmetischer Mittelwert sie sind. Wenn Armut und Reichtum gleichmäßig steigen, bleibt der Durchschnitt unverändert. Durchschnittsummen sagen also noch nichts über das Ausmaß des Unterschiedes zwischen Reich und Arm aus. Wenn einer zwei Bratwürste isst, der andere aber keine, haben beide durchschnittlich eine Bratwurst gegessen. Nur mit dem Unterschied, dass der eine satt und der andere hungrig ist.

Der Abstand zwischen Reich und Arm wächst. Die Reichen werden reicher und die Armen ärmer. Das Vermögen der Dollalmilliardäre ist von 2003 bis 2005 um 57 Prozent gestiegen. Die Differenz der Einkommen zwischen den reichsten und ärmsten Ländern wird immer größer. 1820 verhielt sich der Abstand wie 3:1, 1950 wie 35:1, 1992 wie 72:1. In 98 Ländern sind die Einkommen niedriger als vor 10 Jahren. In Afrika liegen sie 20 Prozent unter dem Nivieau vor 25 Jahren.

1 Milliarde Menschen hat keinen Zugang zu sauberem Wasser. 600 Millionen sind nicht dort, wo sie leben wollen, sondern vertrieben oder geflüchtet.

30.000 Menschen sterben täglich, weil sie nichts zu essen oder nichts zu trinken haben. Kinder verrecken. 8000 Kinder sterben Tag für Tag an Krankheiten, vor denen Impfungen die geschützt hätten.

Für viele gibt es keinen Arzt, keine Schule, für ihre Eltern keine Arbeit. Es fehlt alles, was lebensnotwendig ist.

Rezension von Zeit-Fragen >hier

zurück