„… eine lang anhaltende, länderübergreifende Großschadenslage … (die) … derart nachhaltige Schäden verursacht, dass die Lebensgrundlage zahlreicher Menschen gefährdet oder zerstört wird.“

In Deutschland sollen bisher etwa 18.000 Menschen erkrankt sein. Fast alle haben die Infektion ohne jeden Schaden überstanden. Doch von zahlreichen Toten in der Welt wird berichtet, fieberhaft läuft die Impfstoffproduktion an. Hysterie oder begründete Vorsicht? Die provisorische Notaufnahmestation an der Mainzer Uniklinik: Sie ist leer. Seit Wochen kaum noch benutzt. Insgesamt liefen hier in zwei Monaten gerade mal 120 Menschen mit dem Verdacht auf Schweinegrippe auf, nur 20 davon waren wirklich infiziert. Prof. Norbert Pfeiffer, Uniklinik Mainz, erzählt: Im Krankenhaus habe man nur einen behandelt, bei den anderem sei eine Behandlung zu Hause möglich gewesen. Inzwischen läuft die Pandemiemaschinerie an, Massenimpfungen werden vorbereitet. Im Vergleich zur normalen Grippewelle eine beinahe hysterisch anmutende Operation, urteilen Gesundheitspolitiker.

Schulte-Sasse, Bremer Staatsrat, rechnet vor: „Zur Zeit sind die Zahlen so, dass wir weltweit etwa 3000 Todesfälle bei der Schweinegrippe haben. Bei der normalen saisonalen Grippe haben wir regelmäßig 8000 bis 10.000 Todesfälle, bei schwerem Verlauf bis zu 30.000 Todesfälle. Höhere Abnahmemengen gefordert Früh schon werden Verträge für den Impfstoff gemacht, zunächst mit der britischen Firma GlaxoSmithKline. Zuständig dafür: die Bundesländer. Sie waren sich einig, dass Impfstoff für etwa 30 Prozent der Bevölkerung gekauft werden sollte. Doch Glaxo, kurz GSK, nutzte die Chance der Angst und drängt die Länder, sich in nur zwei Tagen auf höhere Abnahmemengen festlegen und bat (Zitat),

„die … Bestellungen der Bundesländer unverzüglich … verbindlich zu bestätigen.“

Zur Begründung für diesen Druck die Glaxo-Antwort an Plusminus: Es sei wichtig (Zitat),

„… zu einem frühen Zeitpunkt zu wissen, welche Mengen … hergestellt werden müssen. … GSK versteht dies als fairen Umgang zwischen Vertragspartnern.“

„Die Firma GSK hat tatsächlich in einer unüblichen Art und Weise versucht, Druck auf die Länder auszuüben“, erzählt Staatsrat Schulte-Sasse. Und sie habe versucht, sie zu Entscheidungen zu zwingen, die bevölkerungsmedizinisch nicht nötig und fiskalisch desaströs waren. Mehrkosten - bis zu einer Milliarde Euro Die Länder fürchten die Verschwendung von Millionen Steuergeldern. Sie widersetzten sich dem Erpressungsversuch. Doch dann vor wenigen Wichen die nächste Pandemie-Panik, diesmal aus dem Kanzleramt. Statt 30 Prozent der Bevölkerung sollten plötzlich 80 Prozent geimpft sein. Mehrkosten: bis zu einer Milliarde Euro. Vom Kanzleramt kein Interview. Stattdessen erklärt das Gesundheitsministerium die plötzliche Ausweitung. Dr. Klaus-Theo Schröder, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium stellt fest: „Jeder der möchte, sollte geimpft werden … weil er sich schützt, weil er andere schützt.“ "Potentielle Interessenkonflikte" Tiefes Zerwürfnis zwischen Ländern und Bund. Die Finanzierung völlig unklar. Auch aus medizinischer Sicht gibt es Fragen. Die Bundesärztekammer ist zwar grundsätzlich für das Impfen, fragt aber nach dem Nutzen. Wie Dr. Cornelia Goesmann, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer: „Im Moment scheint es so auszusehen, als ob in diesem Staat nicht für alle wünschenswerten medizinischen Leistungen genug Geld da ist. Es scheint hier und da Geld zu fehlen und da fragen wir dann schon auch mal kritisch, ob eine Milliarde, ausgegeben für diese Impfung an der Stelle die richtige Vorsorgeleistung ist oder nicht.“

Die Antikorruptionsorganisation Transparency International sieht einen unheilvollen Einfluss der Pharmaindustrie auf die Politik, aber auch auf die Zulassungsbehörden. Viele Experten seien nicht mehr unabhängig, meint Dr. Angela Spelsberg, Transparency International: „Wir kritisieren potenzielle Interessenkonflikte, denn wenn die finanzielle Abhängigkeit der entsprechenden Experten oder der Zulassungsbehörden von den Herstellern von Impfstoffen so gegeben ist, wie es hier den Anschein hat, dann ist die Frage, dann ist die Entscheidungsfindung solcher Zulassungsbehörden oder solcher Gremien zumindest potenziell im Sinne der Hersteller verändert.“

Für die lohnt es sich. Auf 1,5 Milliarden Euro wird der Mehrumsatz von GlaxoSmithKline geschätzt, der von Novartis auf 1,1 Milliarden.

Die Notaufnahmen sind noch immer leer. Doch die Pharmafirmen haben ihr Geschäft längst gemacht.

Bericht: Herbert Stelz