Strategic Alert
Kurzfassung
Jahrg. 23, Nr. 31
29. Juli 2009/Kreditverknappung – Hedgefonds
Die neuesten, am 22.7. veröffentlichten Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB) und mehrerer nationaler Zentralbanken zeigen, daß das Finanzsystem nach der „Komaphase“ seit September 2007 in eine Phase der Auflösung eingetreten ist. Das Kredit-volumen in der Eurozone ist von Februar bis Mai 2009 um durchschnittlich 3,3% geschrumpft, nachdem es 2008 und Januar 2009 noch nominell gestiegen war. In großen EU-Ländern nahm die Kreditvergabe an Unternehmen noch stärker ab: Deutschland -5%, Italien -4,6%, Frankreich -4,4%. In Irland waren es sogar -11,9%.
In absoluten Zahlen schrumpfte die Kreditvergabe an Firmen um 16,3 Mrd. Euro. Aufs Jahr gerechnet beträgt der Rückgang für die gesamte Eurozone 5%. Tatsächlich ist die Lage noch viel schlechter, weil viele Wertpapiere, die bisher außerhalb der Bilanzen geführt wurden, in die Bilanzen aufgenommen wurden und sie besser aussehen lassen.
Während die Banken immer weniger Kredit an die Wirtschaft vergeben, melden viele Hedgefonds ihr bestes Quartalsergebnis seit zehn Jahren, wie die Financial Times berichtete. Sogenannte Investoren legen wieder Geld bei Hedgefonds an, die von den Fonds verwalteten Werte nahmen im 2. Quartal 2009 insgesamt um 142 Mrd.$ zu. Praktisch heißt das, daß die Banken, die im Austausch für finanziellen „Giftmüll“ Zentralbankgelder erhalten, die Kreditvergabe an die Wirtschaft drosseln, aber gleichzeitig neuen Giftmüll produzieren, indem sie Gelder bei Spekulationsfonds anlegen.
Einige Fonds spekulieren sogar auf Hyperinflation. In einem privaten Gespräch sagte ein spekulativer Händler der französischen Bank Société Générale : „Wir reden hier täglich über Hyperinflation.“ Er stimmte unserer Vorhersage zu, daß auf eine Zeit der Deflation eine weltweite Hyperinflation wie 1923 in Deutschland folgen werde. „Für uns ist nicht mehr die Frage ob , sondern wann . Nach meiner Einschätzung kann der jetzige Schlamassel noch ein oder zwei Jahre weitergehen, und dann, peng, wird die Hyperinflation explodieren.“ Die Finanzbranche setzt offenbar schon darauf. Der Händler fuhr fort: „Seit vier Monaten arbeiten wir mit vielen Hedgefonds an einer Strategie, wie man aus der kommenden Hyperinflation riesige Gewinne machen kann. Darauf spekuliere ich. Ich bin gegen Spekulation mit Öl und Nahrungsmitteln, weil das den Menschen wirklich schadet, aber auf Hyperinflation spekulieren? Super!“
Woher kommen die Profite,
wenn die reale Wirtschaft kaputtgeht?
In den USA haben vier der größten Banken des Landes riesige Gewinne für das zweite Quartal gemeldet, und das löste wie zu Erwarten einen Chor der „üblichen Verdächtigen“ aus, das Finanzsystem habe jetzt den Sturm überstanden und sei wieder zur Normalität zurückgekehrt. „Die Party geht weiter, Leute, die Geldmaschine läuft wieder!“ Das Ausmaß der Illusionen, Doppelzüngigkeit und Dummheit in Regierung, Finanzwelt und Medien ist unglaublich. Praktisch nichts von dem, was sie sagen, entspricht der Wahrheit, denn praktisch nichts von dem, woran sie selbst glauben, ist wahr.
Die erste Illusion ist: Die Banken machen keine Gewinne. Das System ist am Ende, und diese Leute sind es auch. Daran können keine geschönten Bilanzen und keine Marktschreierei der Welt etwas ändern.
Wir reden hier von einem Weltfinanzsystem, das von Schmarotzern geschaffen und gesteuert wurde. Seine Macht liegt darin, daß es das Finanzwesen über ein Netz von Zentralbanken und mächtigen Finanzhäusern weltweit in der Hand hat, und mit dem Geld kauft es in allen Nationen der Welt korrupte private und staatliche Interessen. Dieses Empire ist es, was uns den Derivatmarkt bescherte, der die Welt Mitte 2007 in die Luft gejagt hat, und seitdem hat es Billionen von Dollar an Steuergeldern gestohlen, um seine Verluste zu vertuschen, während der Bevölkerung rücksichtslose Einschnitte beim Lebensstandard bevorstehen. Dieses Monstrum wiederzubeleben, ist wohl die schlechteste Idee, auf die man nur kommen kann - und vielleicht ist gerade das der Grund, warum Präsident Obama sie unterstützt.
Die zweite Illusion ist, daß das System gerade dabei sei, wieder zum Leben zu erwachen. Das tut es nicht - es ist toter als Adam Smith. Der Derivatmarkt ist tot, und das Bankenwesen wird hastig „konsolidiert“ - die größten und bankrottesten Banken werden am Tropf der Federal Reserve erhalten, während die kleinen mit einem Tempo geschlossen werden, wie man es seit Anfang der neunziger Jahre nicht mehr gesehen hat. Das einzige, was bisher einen unübersehbaren Kollaps des Bankensystems verhindert hat, ist Bilanzbetrug in einem nie gekannten Ausmaß. Papierwerte, die in Wirklichkeit wertlos sind, werden mit Billionen an Dollar in den Büchern aufgeführt, damit es so aussieht, als wäre man solvent. Das ist kriminell, aber auch eine gewaltige Dummheit.
Die dritte Illusion ist, daß dies eine reine Finanzkrise sei, deren Lösung von den sogenannten Finanzexperten kommen muß. In Wirklichkeit soll die „finanzielle Lösung“, die man den verzweifelten Bankiers und Bürgern anbietet, nur ablenken, während die eigentliche, bösartige politische „Lösung“ betrieben wird. Während die Menschen wie gebannt auf das Zuckerbrot neben der Peitsche schauen, wird die Weltordnung umgekrempelt und eine globale Finanzdiktatur errichtet. Dabei werden auch die USA politisch zerstört. Der falsche Schein einer Wiederbelebung des Finanzsystems ist also keines-wegs ein gutes Zeichen, sondern äußerst gefährlich, weil es uns von der eigentlichen Lösung entfernt.
Die Bürger in Amerika und anderen Ländern sollten sich den wirtschaftlichen Zustand um sich herum einmal genau anschauen. Die Wirtschaft sackt immer mehr in den Keller, und jeden Monat verlieren Hunderttausende Menschen ihre Arbeit. Der Wert von Immobilien und finanziellen Rücklagen verfällt, die Einnahmen versiegen. Gleichzeitig steigen die Preise für Nahrungsmittel, Energie und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Wenn das Einkommen sinkt und die Kosten steigen, sollte selbst ein Kaiser Nero erkennen können, daß uns mehr Ärger bevorsteht.
Sechs US-Bundesstaaten erreichten im Juni Rekord-raten bei der Arbeitslosigkeit; Michigan durchbrach nach Angaben des Büros für Arbeitsstatistik als erster Bundesstaat seit einem Vierteljahrhundert die 15%-Marke. In 15 Bundesstaaten lag die Arbeitslosenrate über 10%. Aber das sind nur die offiziellen Zahlen, die reale Arbeitslosigkeit liegt wahrscheinlich etwa doppelt so hoch. Was bedeutet das für die betroffenen Familien, für die Kommunen und Bundesstaaten, die auf die Steuereinnahmen angewiesen sind, und für die Geldinstitute, bei denen diese Menschen ihre Hypotheken, Konten und Kreditkarten haben?
Betrachten wir die angeblichen Bankprofite vor diesem Hintergrund. Selbst wenn diese Banken solvent wären, wären sie es nicht mehr lange, weil ihnen die Wirtschaft unter den Füßen wegbricht. Aber das ist nur die eine Seite. Die andere Seite ist die Bevölkerung, und deren Lebensgrundlage, die Realwirtschaft, wird von Banken wie Goldman Sachs systematisch geplündert, und dies mit dem wohlwollenden Einverständnis der Regierung Obama und der Federal Reserve. Je mehr Geld diese Narren als Rettungspakete weggeben, desto schneller bricht die Wirtschaft zusammen. So nannte Summers beispielsweise als Beweis für seine Behauptung, die „Rezession“ sei vorbei, daß auf Google jetzt nicht mehr so oft nach dem Begriff „Wirtschaftsdepression“ gesucht werde! „Anfang des Jahres standen wir am Rande einer Katastrophe, aber inzwischen haben wir uns wieder ein gutes Stück vom Abgrund zurückbewegt“, behauptete er in einer Rede vor dem Peterson-Institut für internationale Wirtschaft.
In einer landesweit im Fernsehen übertragenen Presse-konferenz forderte US-Präsident Barack Obama am 22.7. wiederholt eine „unabhängige Kommission von Ärzten und Gesundheitsexperten“, die bei den Ausgaben im Gesundheitswesen Einschnitte machen soll, die der Präsident dem Kongreß nicht zutraut. In beunruhigtem Tonfall machte Obama „außer Kontrolle geratene“ Kosten bei den staatlichen Krankenversicherungen Medicaid und Medicare für die Haushaltsprobleme der USA verantwortlich - ohne ein Sterbenswörtchen über Gewinne und Vergeudung bei den HMOs zu verlieren. Immer wieder polemisierte er gegen „unnötige“ medizi-nische Behandlungen - besonders bei alten Menschen.
Tatsächlich hat Obama deutlich seine Absicht kund-getan, den Gemeinwohlpassus der US-Verfassung zu verletzten. Der Leiter seines Haushaltsamtes, Peter Orszag , hat bereits eine Gesetzesvorlage für die Einrichtung eines sog. IMAC (Independent Medicare Advisory Council) formuliert, welcher die Aufgabe hätte, Behandlungssätze festzulegen, um die Ausgaben zu senken. In einem Gastkommentar in der Washington Post am 23.7. nannte Obama selbst seinen Vorschlag „MedPAC mit Steroiden“ - d.h. er und seine Berater meinen, die existierende Medicare-Kommission zur Festlegung von Behandlungssätzen MedPAC sei zu schwach. Das Vorbild für IMAC ist das britische NICE-System, das sich in Großbritannien als verheerend erwiesen hat und das übrigens auch in anderen EU-Ländern eingeführt werden soll.
Eine Politik der bewußten Verweigerung von Gesund-heitsversorgung für bestimmte Bevölkerungsteile ist Euthanasiepolitik gegen angebliche „nutzlose Esser“ ähnlich wie im Dritten Reich. Dennoch wird sie von den Behavioristen im Weißen Haus fanatisch vorange-trieben. So schrieb z.B. Orszags Berater Dr. Ezekiel Emanuel 1996, man sollte Personen kein Recht auf Krankenversorgung geben, „denen es unmöglich ist, vollwertige Mitglieder der Gesellschaft zu sein oder zu werden. Ein offensichtliches Beispiel ist, Demenzpatienten keine Krankenversorgung zu geben.“ Versteckt im Konjunkturpaket des Weißen Hauses ist bereits ein Passus, der Menschen mit einer tödlichen Krankheit wie Krebs verpflichtet, sich mit ihrem Gesundheitsberater zu treffen und sich über Dinge wie Ablehnung lebensverlängernder Maßnahmen, Hospiz und begleiteten Selbstmord beraten zu lassen.
Dank der Mobilisierung des Schiller-Instituts und der LaRouche-Bewegung erkennen immer mehr Amerikaner die drohende Gefahr - auch Kongreßabgeordnete, die nicht wollen, daß (nicht gewählte) Technokraten ihre Befugnisse an sich reißen, und Ärzte, die nicht wollen, daß die IMAC-Kommission ihnen die fachlichen Entscheidungen vorschreibt.
Obama behauptet populistisch, er wolle allen Amerikanern eine Krankenversicherung geben, aber es ist völlig unmöglich, die Kosten um 30% zu senken, wie er fordert, und gleichzeitig Millionen neue Versicherte aufzunehmen und allen eine gute Versorgung zu garantieren. Das gilt um so mehr in diesen Zeiten des wirtschaftlichen Zusammenbruchs.
US-Kongreß beginnt
Revolte gegen Gesundheitsreform
Trotz der massiven Einschüchterungskampagne des Weißen Hauses gegen demokratische Kongreßmit-glieder begann noch vor der Pressekonferenz von Präsident Obama am 22.7. im Kongreß eine Revolte gegen die Kostensenkungspläne der sog. „Gesund-heitsreform“. Am 23.7. gab Senatssprecher Harry Reid dann bekannt, daß der Senat vor der Sommerpause im August keinen Beschluß mehr fassen wird.
Die Gründe für den Widerstand sind sehr vielfältig, aber der wichtigste Einwand ist, daß der Präsident kranken und alten Menschen bewußt medizinische Behandlung vorenthalten und sie mit diktatorischen Methoden einer tödlichen Austerität unterwerfen will. Der Sprecher der Republikaner im Repräsentantenhaus John Boehner und der Vorsitzende des Politischen Ausschusses der Republikaner Thaddeus McCotter gaben in einer gemeinsamen Erklärung eine deutliche Warnung ab:
„In Abschnitt 1233 des Gesetzentwurfs im Abgeord-netenhaus werden Leistungserbringer dazu angehalten, Medicare-Patienten Beratung über künstliche Ernährung und andere Behandlungen am Lebensende anzubieten, und ältere Menschen könnten in eine Lage geraten, in der sie sich unter Druck fühlen, Patientenverfügungen zu unterzeichnen, die sie sonst nicht unterzeichnen würden. Falls diese Bestimmung Gesetzeskraft erlangt, könnte das der Anfang eines tückischen Abrutschens in von der Regierung geförderte Euthanasie sein.“ Eine öffentliche Debatte über das Gesetz sei wünschenswert, sei aber bei dem „politisch motivierten Zeitplan, den führende Politiker der Demokraten für den Beschluß des Gesetzes willkürlich aufgestellt haben“, nicht möglich. „Durch diese Bestimmung könnten wir in ein Umfeld geraten, in dem Euthanasie, Gnadentod und ärztliche Sterbehilfe eher zugelassen werden, weil eine Beratung über die angeblichen Vorteile eines Selbstmordes nicht klar ausgeschlossen wird.“
Der afro-amerikanische demokratische Abgeordnete John Conyers , der sich seit Jahren für eine Regelung mit einem einzigen Kostenträger im Gesundheitswesen (universal single payer, USP) einsetzt, ließ bei einer Konferenz im Nationalen Presseclub am 24.7. alle Rücksichten gegenüber Obama fallen. Conyers sagte: „Obama war früher ein USP-Unterstützer, aber jetzt sagt er: ,Würden wir noch einmal ganz von vorne anfangen, dann wäre ich für USP, aber wir fangen nicht ganz von vorne an.' Was soll das denn? Wir sollten von vorne anfangen und dieses System abschaffen. Es bleibt zuviel beim alten, es ändert sich zuwenig, es ist nicht umfassend genug.“ Zwar heiße es, „man will jedem eine bezahlbare Gesundheitsversorgung bieten“, aber das „ist ein Widerspruch in sich: Wenn die Menschen ihre Arbeit und ihre Wohnung verlieren, wie soll es bezahlbar sein?“
Klaren Widerstand gibt es gegen das Vorhaben, die eigentlich dem Kongreß zustehende Aufsicht über das Programm auf einen „unabhängigen“ Medizinischen Beirat (IMAC) zu übertragen. Der Abg. Richard Neal warf dem Weißen Haus vor, es wolle „Verantwort-lichkeiten des Kongresses auslagern“, der Demokrat Pete Stark nannte die Idee „undurchführbar“ und „bestenfalls dumm“. Und ihr Kollege Frank Pallone sagte der Zeitschrift Politico zufolge, das IMAC-Programm sollte verworfen werden: „Da ist dieses ernannte Gremium, das im wesentlichen niemandem verantwortlich ist und dermaßen wichtige Entschei-dungen trifft. Wir sollten entscheiden.“ Obama führe eine „imperiale Regierung, genau wie Bush“.
Mehrere Krankenhausverbände, die Obamas Initiative bisher unterstützt hatten, mobilisieren jetzt dagegen. Der Vorsitzende der Federation of American Hospitals, Chip Kahn , wandte sich gegen den Vorschlag eines unabhän-gigen, ernannten Beirats, und die American Hospital Association rief ihre Mitglieder auf, bei ihren Kongreß-abgeordneten Druck zu machen, eine solche Techno-kratenkommission, die Entscheidungen über Leben und Tod fällt, nicht zuzulassen.
im italienischen Senat vorgestellt
Im Rahmen der Parlamentsdebatte über den jüngsten G8-Gipfel in Italien brachte Senator Oskar Peterlini im Senat in Rom eine Resolution ein, worin die Regierung aufgefordert wird, zu handeln, „um eine grundlegende Änderung des internationalen Währungs- und Finanz-systems nach den Prinzipien eines Neuen Bretton Woods zu erreichen“. Die Resolution verweist auf den Diskussionsprozeß, den Wirtschaftsminister Giulio Tremonti - ein klarer Befürworter eines Neuen Bretton Woods - angestoßen hatte und der zur Annahme des sog. „Rahmens von Lecce“ führte. Dieses Dokument war als Grundlage für die Diskussion über neue, strengere Regulierungen im Weltwirtschafts- und Finanzsystem gedacht, bringt aber in seiner gegenwärtigen Form Tremontis ursprüngliche Absichten nicht zum Ausdruck.
Sen. Peterlini stellte seine Resolution während einer Plenardebatte am 21.7. vor. Er sprach zunächst über die Ursachen der Weltfinanzkrise und die notwendigen Änderungen der Axiome der Weltwirtschaft, dann sagte er: „Unsere Aufrufe und die vieler anderer prominenter Experten, wie des amerikanischen Ökonomen Lyndon LaRouche , blieben ohne Reaktion, mit dem Resultat, daß wir heute vor einer Krise stehen, die droht, so verheerend zu werden wie die Krise 1929.“
In seinem Antrag heißt es, die gegenwärtig vorliegen-den Reformvorschläge seien sinnlose Versuche, ein System zu regulieren, das in Wirklichkeit abgeschafft und ersetzt werden müßte. Dann folgen die Hauptpunkte des Neuen Bretton Woods, das bereits im Februar Gegenstand einer ausführlichen Debatte im italienischen Senat gewesen war: Konkurssanierung des Systems, Abschreiben spekulativer Schulden, feste Wechselkurse, Kapitalkontrollen und „anstelle eines reinen Währungs-systems ein Kreditsystem, das niedrig verzinste, langfristige Investitionen in Infrastruktur, Industrie und Hochtechnologie garantiert“.
In der letzten Juliwoche wird die Debatte über den Antrag fortgesetzt und darüber abgestimmt werden.
In einem Artikel in der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera vom 19.7. erläutert der Jurist Prof. Giuseppe Guarino von der Universität Rom, warum das Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts vom 30.6. den Lissabonner Vertrag gefährdet. Durch das Urteil entstehe die Lage, daß nicht alle EU-Mitgliedsländer denselben Vertrag unterschrieben haben, und das sei verfassungswidrig, so Guarino.
Im Lissaboner Vertrag sei vorgesehen, daß EU-Gremien auch ohne Einverständnis der Mitgliedsländer Regelungen ändern, ihre Befugnisse erweitern und zu diesem Zweck sogar den Vertrag verändern könnten. Statt einer Ratifizierung wäre nur „stillschweigendes Einverständnis“ nötig, wenn nationale Parlamente nicht innerhalb von 6 Monaten formell Widerspruch gegen Änderungen erheben.
Dagegen betone das deutsche Verfassungsgericht: „In der gegenwärtigen Phase der Integration haben die EU-Gremien noch nicht das notwendige Maß demokra-tischer Legitimation, um den Bundestag bei der Aus-übung seiner souveränen Funktionen zu ersetzen... Das Gericht befand, daß das Gesetz, das die Ratifizierung des Lissabonner Vertrags autorisiert, dort verfassungs-widrig ist, wo es die Ersetzung des nationalen Parlaments durch EU-Gremien vorsieht.“
Wenn der Bundestag die Vorgaben des Urteils in ein neues Gesetz umsetzt, welches die Befugnisse des nationalen Parlaments sichert, hätte Deutschland einen anderen Text ratifiziert als die anderen 26 Mitgliedsstaaten. „Aber damit ein multilateraler Vertrag - und als solchen hat das deutsche Verfassungsgericht den Lissabonner Vertrag definiert - in Kraft treten kann, muß der Text für alle Länder identisch sein. Für Italien träte ein besonderes Problem auf, weil Art. 11 der italienischen Verfassung Einschränkungen der Souverä-nität nur unter der Voraussetzung gleicher Bedingungen für andere Nationen zuläßt. Im vorliegenden Fall hätte Italien einer Begrenzung der Souveränität zugestimmt, die Deutschland nicht hinnahm.“
Selbstmord-Behauptung im Fall Kelly
In Großbritannien haben 13 medizinische Experten die offiziellen Behauptungen der damaligen Regierung von Premierminister Tony Blair über die Umstände des Todes von Dr. David Kelly am 17.7.2003 in Frage gestellt. Kelly, der als Waffeninspektor und Forscher im Regierungsauftrag arbeitete, hatte enthüllt, daß der Geheimdienstbericht über angebliche irakische Massenvernichtungswaffen künstlich aufgebauscht war („sexy gemacht“, wie es hieß), um 2003 den Irakkrieg zu rechtfertigen.
Dr. Kelly starb kurz nachdem man ihn als Quelle dieser Enthüllung ausgemacht hatte. Die von Blair eingesetzte Hutton-Kommission stufte den Fall als Selbstmord ein, aber der Obduktionsbefund wurde nie veröffentlicht. Das Urteil der Kommission diente dann als Vorwand dafür, daß kein Rechtsmediziner die Leiche untersuchte.
Wie der Daily Telegraph am 13.7. berichtete, heißt es in dem 12seitigen Bericht der Mediziner entgegen den offiziellen Behauptungen, ein Schnitt durch die Pulsadern bei Kelly „konnte nicht so breit und schnell sein, daß er die Todesursache gewesen sein konnte“. Die Menge des Schmerzmittels Coproxamol, welches der Hutton-Kommission zufolge ebenfalls zu dem Tod beitrug, sei nur ein Drittel einer tödlichen Dosis gewesen.
Die Experten wollen die Entscheidung von Lord Falconer , die Ermittlungen einzustellen, vor Gericht anfechten. Lord Falconer, damals Lordkanzler, ist ein enger Vertrauter Blairs.
Einer der 13 Mediziner, Dr. David Halpin , ehemaliger Anatomiedozent am Londoner King's College, sagte dazu: „Wir halten Verbluten nicht für die Todesursache und sehen keine entgegengesetzte Meinung, die Argumenten standhalten würde. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß er ermordet wurde.“ Halpin ist überzeugt davon, daß seine Arbeit ausspioniert wird, da mehr als 6000 E-Mails verschwunden seien.
Die Gruppe erhält Unterstützung von mehreren Parlamentariern, darunter dem Liberaldemokraten Norman Baker aus dem Unterhaus, der davon überzeugt ist, daß Kelly aus Gründen, die mit seiner Arbeit als Waffeninspektor zusammenhängen, ermordet wurde. Auch das Oberhausmitglied Lord Berkley von der Labor Party sowie der erfahrene konservative Unterhausabgeordnete Patrick Mercer haben eine formale Untersuchung gefordert.
Aus den USA hat die Luftwaffen-Sprachenexpertin Sergeant Mai Pederson , die 1998 zu Dr. Kellys Team im Irak gehörte, in einem Brief an den britischen Generalstaatsanwalt eine unabhängige Prüfung des Falles gefordert. Sie schreibt, Kelly habe eine Ellenbogenverletzung gehabt, die es ihm fast unmöglich gemacht hätte, sich so zu töten, wie er es angeblich getan habe. Außerdem habe er an einer Funktions-störung gelitten, die es für ihn schwierig machte, Tabletten zu schlucken.
In der mit 10 Mio. Lesern am zweithäufigsten gelesenen chinesischen Zeitung China Youth Daily erschien am 25.7. auf der Auslandsseite ein Leitartikel über Lyndon LaRouche mit der Überschrift „Das gegenwärtige internationale Finanzsystem ist nicht zu retten“. Der Verfasser gibt einen ausgezeichneten Überblick über LaRouches Ideen und Analysen, u.a. den Vorschlag einer wirtschaftspolitischen Viermächteeinigung (USA, Rußland, Indien, China). Zwei Tage vor Beginn des Amerikanisch-chinesischen strategischen Dialogs hat der Artikel Signalfunktion. Er wurde von zahlreichen anderen chinesischen Medien aufgegriffen.