Paradies oder Weltuntergang

Wir haben die Wahl


Wolfgang Hingst

Buchbesprechung aus Zeit-Fragen Nr. 37 vom 11 September 2006

Soziale, ökonomische und ökologische Überlebensmodelle gegen das Versagen von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.Stellen Sie sich vor, Sie machen Urlaub in Ex-Jugoslawien. Sie kehren zurück, und einige Monate später treten merkwürdige gesundheitliche Probleme bei Ihnen oder Ihren Familienmitgliedern auf. Stellen Sie sich vor, Sie verlieben sich in einen Kosovaren, einen Bosnier, Kroaten, Montenegriner, Serben, usw. Sie bekommen mit diesem Partner ein Kind oder mehrere. Ein oder mehrere Kinder weisen unerklärliche Missbildungen auf oder erkranken ebenso wie ihr Partner an Leukämie bzw. Mehrfachkrebs. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Sohn, der als Soldat in Kosovo, in Afghanistan oder in Libanon eingesetzt war bzw. wird. Ihr Sohn wird einige Zeit später, wie eben beschrieben, krank bzw. heiratet und bekommt kranke bzw. missgebildete Kinder - ihre Enkel. Das sind erschreckende Vorstellungen. Sie sind Realität.Wolfgang Hingst zeigt in "Paradies oder Weltuntergang" (S. 341-350) genau diese Problematik auf in dem Kapitel "Humanitäter Einsatz" mi Urangeschossen (siehe auch Zeit-Fragen Nr. 33 vom 15. August). Es geht um DU-Munition (DU = Depleted Uranium).

Die Schäden und Folgen des Einsatzes sind bereits unumkehrbar:- verstrahlte, unbewohnbare Regionen in den Kriegsgebieten;- verstrahlte Menschen in diesen Gebieten mit medizinischen Folgen wie erhöhte Krebsraten, Mehrfachkrebs, genetische Defekte und dementsprechend Missbildungen bzw. Totgeburten; - Verteilung des Uranstaubs über die ganze Welt.Hingst verfasste seine Erläuterungen klar, verständlich und auf zahlreiche Experten gestützt 2002 bereits mit Blick auf den bevorstehenden Irak-Krieg. Es wäre zu wünschen, man hätte sein Buch bereits damals gelesen, denn heute im Sommer 2006 steht die Welt noch näher am Abrund. Die Folgen dieser Verbrechen gegendie Menschlichkeit bzw. an der Menschheit treffen die Menschen in den betroffenen Gebieten jetzt, morgen, in zehn Jahren und für die nächsten Millionen Jahre. Diese Folgen treffen uns alle. Die Lektüre öffnet einem die Augen, auch wenn die besoldeten Lügner in Wissenschaft, Politik und Medien versuchen, die schreckliche Wahrheit abzuleugnen. Über dieses für die aktuelle Situation wegweisende Kapitel hinaus ist "Paradies oder Weltuntergang" ein Wegweiser, wie wir brennende und existenstielle Fragen  der Gegenwart bzw. Zukunft erfolgreich angehen können. Hingst, ein glänzender Analytiker mit ungeheurem Wissenstand, zeigt eben nicht nur die katastrophale Situation auf, in welcher wir und befinden. Er legt auch überzeugend dar, wie wir nicht nur retten, was zu retten ist, sondern wie unsere Wlt praktisch zum Besseren zu verändern ist.An dieser Stelle nur ein kleines Blitzlicht. Von aktueller Bedeutung ist zum Beispiel das Kapitel "Friedenspolitk" (S383-390).

Hingst weist zum Beispiel auf die Friedensbewegung in Istrael hin: "Im Dorf Neve Schalom/Waht al. Salam leben gleich viele jüdische und palästinensische Familien friedlich miteinander. Die Kinder geehen in eine gemeinsame Schule und lernen beide Sprachen. Denn für die Friedensarbeit ist es ganz wichtig, dass sich die Menschen beider Seiten persönlich kennen, dass sie einander zuhören lernen, ihre Verschiedenheiten und Gemeinsamkeiten erfahren." (S 387) Ebenso erwähnt Hingst die israelitische Friedensbewegung und die israelitischen Kriegsdienstverweigerer.Der Verfasser dieser Zeilen ist überzeugt, dass es unsere Pflicht ist, die Ansätze für eine friedliche Zukunft wahrzunehmen und zu unterstützen. Wir sind es den Menschen schuldig, dass wir über ihr Schicksal und die Verbrechen nicht schweigen. Denn dadurch können wir helfen, dass die Hoffnung erhalten bleibt. Wir müssen handeln. In diesen Sinne gilt auch: Lesen Sie dieses Buch, verbreiten Sie es und diskutieren Sie darüber.

Wolfgang Hingst schrieb mehrere Bücher: mehr auf seiner Webseite

http://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_106b/T18.HTM

http://direktedemokratie.at/paradies.html

http://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_105a/T21.HTM#anfang

 
 
 
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