Die Politiker
Hermann Scheer

ISBN 3-88897-343-0

Politik, im richtigen Sinne des Begriffs, ist gesellschaftliche Existenzbedingung. Ohne Politiker keine Politik. Es ist ein Alarmsignal für Gesellschaften, wenn Politik zum Unwort geworden ist und Politiker zum Schimpfwort. Die Erfahrung oder zumindest Wahrnehmung, dass das gesellschaftliche Mandat der "Politik" von den "Politikern" nicht mehr konstruktiv praktiziert wird, hat zu einem dramatischen Vertrauensverlust in beide geführt - nicht nur in Deutschland, sondern in allen parlamentarischen Demokratien. Das desolate Verhältnis zwischen Wählern und Gewählten ist für die Gesellschaft brisanter, als es den Anschein hat. Wenn sich soziale und wirtschaftlliche Existenzgefahren zuspitzen und Wähler den gewählten Volksvertretern und Parteien deren Lösung nicht mehr zutrauen, droht ein Verfall demokratischer Verfassungsstaaten. Die Vorboten sind Wahlmüdikkeit, pauschales Misstrauen, politische Veweigerung.

Hermann Scheer, aktiver Politiker, Wissenschaftler und "pratischer Visionär" (Bundespräsident Rau), untersucht in diesem Buch die Grundbedingungen politischen Handelns, die derzeitige Verfassung unserer politischer Institutionen und ihrer Akteure - und die Vorstellungen, die wir uns von ihnen machen. Warum wird von Politikern die Lösung nahezu aller Probleme erwartet, obwohl wir ihnen immer weniger Gestaltungseinfluss zugestehen? Allenthalben wird nach glaubwürdigen Politikern gerufen - gewählt werden "Führungspersönlichkeiten", auch der Lüge und des Betrugs überführte. Scheer beschreibt Auszehrungsprozesse der Demokratie, aber auch die Gestaltungsräume politischen Handelns, verloren gegangene und neu zu erobernde. Er beleuchtet, wie irreal die Realpolitik unter dem Vorzeichen der Globalisierung geworden und dass diese Entwicklung keineswegs alternativlos ist.

Scheers Gegenüberstellung der "Minima Politica" und "Maxima Politica" sind ein politikethisches und -praktisches Buch über den Zustand der "politischen Klasse". Schonungslos und umsichtig, konkret und anregend, wirbt es für eine Wiederbelebung der gewaltengeteilten Demokratie, ein zukunftfähiges Politikverständnis - und den Mut zu unangepasster politischer Mitwirkung.

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